Wie man in einer egoistischen Welt Liebe zeigen kann
Ich hatte am letzten Sonntag ein wunderschönes, heilsames und gleichzeitig sehr herausforderndes Erlebnis. Vor einigen Wochen hatte ich beim Spazierengehen mit Simba ein Päarchen getroffen. Wir waren ins Gespräch gekommen, weil es die Beiden verwundert hatte, dass ich mit dem Kater spazieren ging.
Wir hatten eine sehr herzliche Unterhaltung, und am Ende hat jeder ein bisschen von sich erzählt. Ich erzählte den Beiden, dass ich Kakaozeremonien und Tanzveranstaltungen gebe.Sie erzählten mir, dass sie seit einigen Jahren im Auftrag der Zeugen Jehovahs überall in Deutschland unterwegs sind. Sie wollten mich nicht missionieren, was mich positiv überrascht hat. Die Beiden waren einfach nur sehr herzlich und freundlich zu mir.
Hast du Vorurteile gegenüber bestimmten Menschen?
Ich persönlich habe kein Interesse daran den Zeugen Jehovahs beizutreten und stimme mit vielen ihrer Ansichten nicht überein. Dennoch können wir Freunde sein. Vor einigen Tagen kamen die Beiden spontan vorbei und haben mich persönlich mit einem handgeschriebenen Brief zur nächsten Gemeindeversammlung eingeladen, wo einer der Beiden einen Vortrag hielt zum Thema: 'Wie man in einer egoistischen Welt Liebe zeigen kann'
Das hat mich total gefreut und gleichzeitig auch herausgefordert. Ich im Königreichssaal der Zeugen Jehovah, Gott ist gnädig! Es war echt eine feine Geste: Eine persönliche Einladung mit einem handgeschrieben Brief auf einer 'Katzen-Postkarte' - Ja, natürlich gehe ich da hin! Einfach nur mal schon als Ausdruck meiner Wertschätzung dafür. Ich hatte Gedanken wie, vielleicht werde ich in einen Seitenraum gezogen und mir wird eine Spritze in den Hals gesteckt. Natürlich totaler Käse, aber ich hatte einfach Angst vor dem Unbekannten und angefangen zu phantasieren.
Der Vortrag hat mir Gefallen, auch wenn mich einige Inhalte irritiert haben. Nun bin ich in meinem Leben endlich an dem Punkt angekommen, wo ich es mir wahrlich glaube, dass ich mich selbst liebe und dann höre ich, dass Selbstliebe der Keim allen Übels ist und wir erstmal nach unserem Nächsten schauen sollten. Ja, ne - echt nicht. Oberste Priorität hat es für mich, dass es mir selbst gut geht und ich voll bin. Nur dann kann etwas Überfließen für Andere.
Am Ende hat mir ein Junge sogar seine Bibel geschenkt. Keine Ahnung, ob ihn Jemand dazu ermutigt hatte, aber ich bedankte mich einfach und nahm das Teil entgegen. Ich habe es versucht: Und angefangen sie zu Lesen - keine Chance, ich komme auf diesen kleingedruckten Fließtext einfach nicht klar!
Dann gab es einen Part, wo man sich melden konnte, wenn man einen Kommentar zu einem Thema abgeben möchte, worüber gerade kollektiv gesprochen wird. Das Ganze wird aufgenommen mit einer Kamera, damit alle Mitglieder dieser Gemeinde von überall aus der Welt sich online dazu schalten können, um teilzuhaben - WTF... was ist das bitte für eine krasse Technik?!
Es ist sogar möglich schriftliche Kommentare aus der Ferne abzugeben, die dann vorgelesen werden. Und alle haben ein Smartphone oder Tablet mit der Onlineversion der Bibel in über 400 Sprachen in der Hand. Einfach nur abgefahren!
Direkt bei der ersten Frage: 'Was kann ich tun, um ein guter Christ zu sein' - wollte ich sagen: Mich selbst lieben lernen.
Mein Herz hat wie verrückt geschlagen vor Aufregung. Ich kam nicht dran. Ich meldete mich noch ein paar Mal, wahrscheinlich immer ein bisschen zu spät. Dann kam die Frage 'Wie können Schwestern lernen gute Frauen zu sein? - oder so ähnlich. Ich meldete mich und kam dran. Mir wurde ein Funk-Mikrofon vor die Nase gehalten und ich sagte so etwas wie: "Ich glaube, dass viele Frauen gar nicht so richtig in ihrer Kraft sind und wünsche allen Frauen, dass sie in ihre Kraft kommen." Das löste einen kleinen Moment der Begeisterung im Publikum aus und mir wurde sogar gedankt für diesen Beitrag.
Wie auch immer, ich habe die komplette Versammlung mitgemacht - von Anfang bis zum Ende und mich dann zügig verabschiedet, weil ich direkt danach Besuch erwartet hatte.
Auf dem Heimweg hat mich dieses Erlebnis emotional sehr bewegt.
Wir müssen nicht die gleichen Ansichten teilen, und trotzdem können wir befreundet sein.
Viele dieser Menschen haben ihr Leben der Liebe gewidmet. Sich nach ihr auszurichten und sich darum zu bemühen ein guter Mensch zu sein (so, wie es in der Bibel steht). Es ist so paradox, weil ich im Endeffekt das Gleiche tue. Nur über einen anderen Weg.
Vielleicht sollte ich in diesem Leben noch Pfarrer werden, um auf meine Weise über die Liebe sprechen - ohne dieses komische Buch. Wer weiß, vielleicht mache ich das noch vor Schafhirte...
Hey Leute, nehmt euch bitte selbst nicht so ernst! Das Leben ist viel zu kurz dafür. ❤️🎈
Ich wünsche uns allen eine gute Zeit!
Von Herzen,
Manuel
🙏
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